Tuesday, November 17, 2009

Schreibwerkstatt die vierte

Hallo ihr lieben,

seit dem letzten Post is ein wenig Zeit vergangen. Die Schreibwerkstatt ist zweimal ausgefallen, und wir hatten absurde Mengen an Arbeit.

Diesmal gab es also nur zwei Aufgaben. Die erste war, neue Texte fuer Zigarettenschachteln zu finden, ihr wisst schon, diese Rauchen macht Impotent und Rauchen toetet Sticker, allerdings mit freier Aufgabenstellung. Ziel wars, ironische oder witzige Texte zu finden. 10 Minuten oder so waren dafuer Zeit.

Meine Ergebnisse:
Immer noch besser
als besoffen autofahren

Ungesund?
Echt jetzt?

Ich höre morgen
damit auf!


Zweiter Teil, und spannender, war eine Kurzgeschichte. Inspiration war eine Szene aus einem alten Hitchcock streifen, der Unsichtbare Dritte. In der vorgespielten Szene sah man, wie ein Mann, augenscheinlich entfuehrt und zwischen zwei schweigsamen Schlaegern sitzend, zu einem Landhaus gefuehrt und dort in der Bibliothek eingeschlossen wird. Kurz darauf Betritt der Mann des Hauses, Lester Townsend, die Bibliothek.
Hier also die Kurzgeschichte dazu:
Das ist also Lester Townsend. Der Mann ist Mitte Dreissig, und steht in seinem massgeschneiderten Anzug da, als koennte ihn nichts und niemand etwas anhaben. Nun ja, fuer diese kleine Welt hier mag das ja sogar stimmen. Allein Seine Krawatte kostet mehr als ich in einem Monat verdiene.
'Phil', sagt er in jovialem Tonfall, 'Ich darf sie doch Phil nennen, nicht wahr?'
'Gerne Lester', sage ich mit breitem Laecheln, 'Danke fuer die Einladung', und schuettle seine dargebotene Hand. Sein Laecheln flackert nicht einmal. Falls ihn meine Antwort und die Art, in der sie gebracht wurde, ueberrascht hat, laesst er es nicht nach aussen dringen. Nun, eigentlich hab ich ja nicht gelogen: eine vorgehaltene 45er ist eine Einladung, wenn auch eine etwas nachdrueckliche.
'Phil' sagt er, nachdem wir Platz genommen und ich mir eine seiner Zigarren angezuendet habe, 'Phil, Sie haben da ein Problem. Sie sind neu in der Stadt, und vermutlich kennen Sie die Regeln hier noch nicht. Sehen Sie', er macht eine bedeutungsschwere Pause und zieht an seiner eigenen Havanna. Ich fuehle mich ein wenig klein, aber verdammt, es ist unmoeglich, sich vor diesem Schreibtisch nicht klein zu fuehlen.
'Sehen Sie', wiederholt er, 'es besteht hier kein Bedarf fuer einen Schnueffler. Genaugenommen besteht nicht einmal ein Bedarf fuer einen neuen Buerger. Wir moegen hier niemanden, der unsere Ruhe stoert.'
Ich sage nichts. Es gibt auch nichts, was ich darauf sagen koennte. Er steht auf und spricht im Gehen weiter 'Aber ich habe ein Angebot fuer Sie, Phil. Ich habe', er macht eine Pause, als wuerde er nach dem richtigen Wort suchen 'Erkundigungen ueber sie eingezogen und weiss, was ihr' noch eine Pause ' eigentliches Fachgebiet ist. Ich biete Ihnen genuegend Geld, um sich in einer anderen Stadt eine Bleibe zu suchen, ein nettes Haus mit Garten, vielleicht sogar ein Swimming Pool. Nicht die schaebige Zweizimmerwohnung, in der sie jetzt leben.'
Ich zucke mit den Achseln. Die Alternative ist ohnehin zu offensichtlich, und eigentlich ist es ein gutes Angebot, auch wenn ich solche Jobs nicht mehr machen wollte. 'Na Gut', sage ich also. 'Wer soll also den Unfall haben?'
Lester Townsend daempft im stehen seine Zigarre aus, setzt sich und sieht mich an, abschaetzend, als wuerde er nochmals pruefen wollen ob ich wirklich der richtige fuer den Job bin. Es dauert eine Ewigkeit, bis er wieder spricht, und als er es schliesslich tut, bin ich so verbluefft, dass ich ihn mit offenen Mund ansehe. Er scheint es erwartet zu haben und sagt es noch einmal. Ich habe Muehe, meinen Mund zu schliessen. Dann nicke ich.

Zwei Monate spaeter brate ich Steaks am Grill neben meinem Pool. Der Geruch erinnert mich an etwas, und ich denke an Lester Townsend. Nicht zum ersten Mal frage ich mich, warum er mir diesen Auftrag erteilt hat. Warum wuerde man ueberhaupt irgendjemandem so einen Auftrag erteilen?
Dann ruft mich einer meiner neuen Nachbarn und reisst mich aus meinen Gedanken. Waehrend ich ihnen ein froehliches 'Hey Jim, hey Kelly, kommt rein, die Steaks sind fast fertig!' zurueckrufe, schüttle ich die Erinnerung ab. Lesters letzter Auftrag wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Er hat es mit ins Grab genommen.


bis zum naechsten Mal!

so long
richie

1 comment:

Anonymous said...

Ich hoffe er hat Rind gebraten.
Romi