Monday, March 01, 2010

Schreibwerkstatt SS10 die Zweite

nun also auf zur zweiten schreibwerkstatt:
wir hatten zuerst ein paar haikus, inspiriert von fasching und/oder dem wetter (war ein trueber tag anfang februar). die haikus sind maessig, eigentlich sind sie das immer, aber der vollstaendigkeit halber:

die bunten masken
geheimnisvolle wesen
nur an diesem tag

schmutziggrauer matsch
schnee, so weiss und wunderschoen
unnuetz in der stadt

truebe, duester und kalt
inversionswetter, ja
winter hier in graz
So far so mediocre. Danach, wesentlich spannender, gabs einen Filmausschnitt zu sehen. Der film trug den namen MAY, und ich hab noch nie von ihm gehoert, vielleicht zu recht. Die im Ausschnitt geschilderte vorgeschichte war, dass May, ein introvertiertes maedchen von knapp 20 Jahren, einen Punk in ihre Wohnung einlaedt, den sie zuvor auf der strasse kennengelernt hat. Er baggert sie fleissig an und will sich, nachdem er sein shirt ausgezogen hat, Eiswuerfel aus der kueche holen weil es so 'heiss hier drinnen' ist und seine 'Nippel brennen'. May stuermt ihm nach um ihn daran zu hindern, und als er das Kuehlfach oeffnet, sieht man einen toten hund darin liegen.

Ihr Ruf kam zu spaet. Er oeffnete die Tuer es Gefrierfaches, und May wich instinktiv einen Schritt zurueck. Sie wuerde es ihm nicht erklaeren koennen, und er wuerde es nicht verstehen. Er war schliesslich nur ein Punk, was wusste er schon von Ihr, von ihrer Einsamkeit? Fieberhaft suchte sie nach etwas das sie sagen koennte, aber es gab nichts. Sie konnte nur warten.

Seit einer halben Minute hatte er sich nicht nicht geruehrt. Die Tuer noch immer in der Hand stand er da, sein Gesicht vollstaendig vor ihren Blicken verdeckt. Nur seine Haarstacheln ragten hervor, wie schwarze Sonnenstrahlen in einer Kinderzeichnung. Er starrte anscheinend noch immer auf Sophos, den sie zwischen Eiswuerfeln und Fertigpizzas eingefroren hatte. Sie hatte keine Wahl gehabt, aber wie sollte sie das erklaeren? Schlimme Dinge geschahen hier, und sie hatte kein Interesse daran, dass sie auch ihr zustiessen. Sie tat was sie tun musste, auch wenn es keine schoenen Dinge waren.

Endlich schloss er langsam die Tuer, blinzelte ein paar mal und drehte sich dann den Kopf zu ihr. “Was,” sagte er mit unglaeubiger Stimme, die nur einen Fingerbeit davon entfernt war hysterisch zu sein, “zur Hoelle tut ein gefrorene Töle in deinem Gefrierfach? Bist du bescheuert? Willst du den etwa essen? Scheisse, lass das.” Seine Stimme beruhigte sich langsam als er weitersprach, “Ich hab eine meinen Anteil an miesen Frass gehabt, damals, als ich von zu Hause ausgerissen und beiden Pennern gewohnt habe, und wir haben damals alles gegessen, aber, aber...” er wedelte mit der Hand, “aber doch keinen Hund! Jimmy hat mir erzaehlt dass einer von den Jungs mal einen toten Streuner aufgelesen hatte und ihn gebraten hat, und er is verdammtnochmal daran verreckt. Da koennen alle Arten von Dingen drin sein, ich sag dir, Bakterien koennen da drin sein, und... Scheisse.“. Er brach ab und starrte sie an, eine kleine Ewigkeit lang.

Dann zuckte er gezwungen laessig mit den Schultern. “Naja, is ja nicht mein Bier.” sagte er, drehte sich zum Kuehlschrank um und oeffnete die Tuer erneut. Er murmelte etwas, das wie “hat ‘n verdammten gefrorenen Hund da drinnen” klang, suchte wohl ein wenig herum. Dann nahm die Eiswuerfel heraus und schloss die Tuer wieder. “Na immerhin muss ich mir meine Nippel nicht mit dem Hund kuehlen, weisst du, das waer sicher, weiss nicht, unhygienisch oder so.” Er grinste breit und ging zurueck ins Wohnzimmer.

May entspannte sich und stiess langsam die Luft aus. ‘Das war knapp’, dachte sie und legte das Messer in die Spuele. Sie hatte es vorsorglich aus dem Wohnzimmer mitgenommen und hinter ihrem Ruecken verborgen gehabt. Ja, es war wirklich knapp gewesen. Aber zum Glueck hatte er nicht hinter den Hund gesehen.
Das wars, bis zum naechsten mal.
richie

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