Monday, February 01, 2010

Schreibwerkstatt SS10 die Erste

Hallo ihr Lieben,
es ist wieder soweit, die Schreibwerkstatt hat wieder begonnen. Nachdem ich momentan eher maessig erfolgreich beim Kurzgeschichtenbasteln bin (scheint als haette ich meine ganzen Kreativpunkte in dem Schreibwahn um Weihnachten herum verbraucht), war die Abwechslung heute sehr witzig.

Im ersten Punkt gings darum, eine Geschichte aus Sicht des Tiers/der Landschaft aus einem blind gezogenem Bild zu beschreiben. Bei mir war's der Kopf eines schwarzen Hundes vor einem Fluss.
WIE ES IMMER WAR
Weiß der Himmel, warum ich das jedesmal wieder mache. Peter, mein Leitmensch, wirft den Stock, und ich jage dem Ding nach. Als waere dieses dumme Stueck Holz etwas, das ich haben wollte. Als wuerde es mir Spass machen, in Wasser und Schlamm nach dem Ding zu suchen. Als wuerde es irgendeinem Zweck dienen. Ich kaue manchmal sogar ein wenig darauf herum, in der Hoffnung, dass es diesmal etwas essbares ist. Aber ich werde jedes Mal enttaeuscht.
Ich spiele das Spiel mit, weil es Peter so viel Freude bereitet. Es ist ja so: wenn es Peter gut geht, geht es mir gut. Das bringt besseres Futter, mehr Spaziergaenge und mehr gekraule.
Manchmal denke ich, Peter ist ziemlich dumm. Ich meine, wie koennte ihm ein derart sinnloses Spiel, noch dazu ohne Sieger, sonst solche Freude bereiten?
Aber wenn ich genauer drueber nachdenke, ist er vielleicht gar nicht so dumm. Vielleicht wirft er den Stock nur, weil er glaubt, es wuerde mir Spass machen. Und er freut sich, weil er denkt, dass ich es auch tue.
Wie zwei alte Freunde, die immer ueber dasselbe Thema sprechen. Ein Thema, das die beiden eigentlich schon seit langer Zeit nicht mehr interessiert. Aber sie reden darueber, weil sie Angst haben, sich eingestehen zu muessen, dass sie eigentlich nichts mehr gemeinsam haben. Nicht mehr als dieses duenne Band, und wenn dieses Band reisst, ist alles zwischen ihnen vorbei.
Bei Peter und mir ist es ganz aehnlich. Zwischen Mensch und Hund, nun ja, wieviele Baender kann es da wohl geben? Was wuerde aus dem besten Freund des Menschen, wenn man nicht weiss, was man mit ihm anfangen soll?
Also wirft Peter, mein Leitmensch, den Stock, und ich jage ihm nach.
So, wie es immer war.
So, wie es immer sein muss.

Die naechste Aufgabe war, uns die vorherrschende Farbe auf dem Foto zu suchen (in meinem Fall schwarz) und das Wort mit eigenen Worten zu buchstabieren
S Schatten
C Cocktailkleid
H Hinterhalt
W Wesen
A ngst
R uß
Z Zuendhoelzer
Soweit sogut. Ich hatte natuerlich schon geahnt, dass jetzt die Aufgabe waere, eine kurze Geschichte, so um die fuenf saetze, daraus zu basteln:
In ihrem Cocktailkleid war ihr kalt, ud sie hatte Angst. Angst vor den Schatten, in denen zweifellos duestere Wesen einen Hinterhalt planten. Gerne haette sie mit einem Zuendholz Licht gemacht, aber ihre rußigen Finger anden nur noch verkohlte Stummel in der Schachtel. Und so stolperte sie, die Arme eng um ihren Koerper geschlungen, weiter durch die Dunkelheit.
Soweit kein Problem aber die naechste Aufgabe war richtig fordernd. Wir sollten die beiden Geschichten miteinander verbinden, auf den ersten Blick voellig unmoeglich. Mein Weg war gangbar, hat aber nur maessig gut funktioniert - Als Erzaehlung aus zwei Perspektiven mit zusaetzlichem Wechsel zwischen der Ich-Perspektive des Hundes und der dritten Person der Frau ist das nicht zu machen. Leider musste ich auch Feststellen, das der nuechterne Erzaehlton der zweiten Geschichte sich nur schlecht mit einer Ich-erzaehlung vertraegt, also werde ich wohl den Hund in eine dritte Person wandeln muessen und ein paar Elemente streichen. Here we go.
Nachtrag: im Endeffekt war es wohl schlicht und einfach unmoeglich, die Geschichten zu kombinieren. Ich bin jedenfalls nicht zufrieden mit dem Ergebnis :).
Er hatte das Klirren der Metallringe des Hundegeschirrs drei Raeume weiter gehoert und war sofort zur Tuer gestuermt, um schwanzwedelnd davor zu warten. Es war schon spaet fuer einen Spaziergang, aber wann man rauskam, konnte man sich nicht aussuchen.
Genausowenig wie die Sache mit dem Holz. Wieder fragte er sich, warum er das eigentlich immer wieder tat. Peter, sein Leittier, warf den Stock, und er jagte hinterher. Als waere er dieses dumme Stueck Holz etwas, das er haben wollte. Als wuerde es irgendeinen Zweck erfuellen. Als wuerde es Spass machen, es in Wasser und Schlamm zu suchen. Manchmal kaute er darauf herum, einfach nur, um zu sehen ob es diesmal etwas essbares waere. Er wurde jedesmal bitter enttaeuscht.
Er spielte das Spiel mit, weil es Peter so viel Freude bereitete. Schliesslich ging es ihm gut, wenn es Peter gutging. Besseres Futter, mehr Spaziergaenge, mehr Gekraule hinter den Ohren. Dafuer nach einem Stueck Holz zu suchen, war kein schlechtes Geschaeft.

Ihr war kalt, und sie hatte Angst. Angst vor den Schatten, in denen zweifellos duestere Wesen einen Hinterhalt planten. Gerne haette sie mit einem Zuendholz Licht gemacht, aber ihre rußigen Finger anden nur noch verkohlte Stummel in der Schachtel. Und so stolperte sie, die Arme eng um ihren Koerper geschlungen, weiter durch das immer dunkler werdende Zwielicht.

Die Sonne war schon lange untergegangen. Er konnte noch gut sehen, aber er war auch sicher, dass Peter ohne seinen Lichtstab kaum etwas haette erkennen koennen. Trotzdem fliegt der Stock wieder, hindurch zwischen zwei Baeumen und landet irgendwo im Unterholz. Pflichtbewusst stuerzt er dem Holzstueck nach.

Sie hoerte das Unterholz krachen. Vergeblich versuchte sie, ihre aufkeimende Panik zu unterdruecken. Doch dann brach es aus ihr hervor, unwiederstehlich, und sie lief los, irgendwohin, nirgendwohin. Nur weg von den Monstern, die sie jagten.

Im Wald war zu dunkel um es genauer zu erkennen, aber irgendetwas floh vor ihm, langsam und tollpatschig. Uralte Instinkte erwachten zum Leben, und der Stock war vergessen. Er hatte nun echte Beute. Die Jagd begann.

Sie wusste, dass ihr Cocktailkleid nur noch aus Fetzen bestand. Unzaehlige Aeste und Dornen hatten tiefe Kratzer in ihren Armen und ihrem Gesicht hinterlassen. Trotzdem hastete sie weiter, mit schmerzhaft hart schlagendem Herzen und stechender Lunge stolperte sie blind durch die Nacht. Es nuetzte nichts, das Hecheln kam naeher. Dann traf etwas ihren Ruecken und warf sie hart zu Boden.

Nur mit aeusserster Anstrengung konnte er sich dazu zwingen, seine Zaehne nicht in ihrem Hals zu vergraben. Eine Menschin lag unter ihm, das hat er gerade rechtzeitig erkannt. Sie durfte er nicht jagen, Menschen waren fuer ihn verboten. Er tat das einzige, dass er in dieser Situation machen konnte und zog sich ein paar Schritte zurueck. Dann begann er sie anzubellen. Sollte doch Peter entscheiden was zu tun war. Schliesslich war er der Herr des kleinen Rudels.

und nein, wir fragen nicht, warum eine Frau mitten in der nacht im Cocktailkleid durch den Wald irrt :-). Manche Dinge sind eben so, wie sie sind.

so long und bis zum naechsten Mal
Richie

1 comment:

Anonymous said...

Haett ich nicht gedacht...